Pflege in der forensischen Psychiatrie bedeutet Fingerspitzengefühl, Geduld und Verantwortung.
Rankweil. Dass Pflege oft weit mehr bedeutet als medizinische Versorgung, zeigt ein Blick in die forensische Psychiatrie am LKH Rankweil. Das Pflegeteam der Station E2 leistet täglich anspruchsvolle Arbeit in einem Bereich zwischen Therapie und Sicherheitsverantwortung. Unter der Leitung von Diplom Gesundheits- und Krankenpflegerin Andrea Lässer-Wölfling (50) und ihrem Stellvertreter Thomas Rützler (56) betreuen die Pflegekräfte Menschen, die im Rahmen ihrer Erkrankung Straftaten begangen haben und zum Tatzeitpunkt nicht zurechnungsfähig waren.
Fingerspitzengefühl und Geduld
„Die Patienten unserer Station sind nicht freiwillig hier. Viele möchten zunächst keine Hilfe annehmen. Das erfordert Fingerspitzengefühl, Geduld und ein starkes Team“, beschreibt Andrea Lässer-Wölfling die besondere Herausforderung. Neben klassischen pflegerischen Tätigkeiten wie Blutabnahmen oder Verbandswechsel liegt der Fokus vor allem darauf, Struktur in den Alltag der Patienten zu bringen. Vom ersten Tag bis zur möglichen Entlassung begleitet das Pflegeteam die Menschen auf ihrem Weg zurück in die Gesellschaft. Teamwork ist in diesem komplexen Bereich essenziell. „Wir müssen uns aufeinander verlassen können und immer auf dem Laufenden sein“, erklärt Lässer-Wölfling und betont gleichzeitig die wichtige und enge Zusammenarbeit mit Ärzten, Therapeuten und Sozialarbeitern.
Große Verantwortung
Mit der pflegerischen Aufgabe geht auch eine große Verantwortung einher. „Wir haben die Macht, jemanden für lange Zeit in dieser geschlossenen Umgebung zu halten. Das muss uns stets bewusst sein“, erklärt Thomas Rützler, der mit 35 Jahren seine Leidenschaft für den Beruf in der psychiatrischen Pflege fand und die Ausbildung zum Diplomierten Gesundheits- und Krankenpfleger absolvierte. Eine solche Verantwortung dürfe niemals missbraucht werden. „Macht ist etwas Gefährliches, aber genau das schweißt uns als Team zusammen. Wir wissen, dass wir uns gegenseitig brauchen, um diese Verantwortung richtig auszuüben.“
Dass das Team in Rankweil eine hervorragende Arbeit leistet, zeigt sich nicht zuletzt darin, dass die Rückfallquote der entlassenen Patienten österreichweit einzigartig niedrig ist. Das macht die Pflegearbeit in der forensischen Psychiatrie nicht nur herausfordernd, sondern auch sinnstiftend. „Manchmal melden sich ehemalige Patienten bei uns und erzählen, wie sie ihr Leben neu aufgebaut haben. Das sind die Momente, in denen wir wissen, dass sich unser Einsatz lohnt“, erzählt Lässer-Wölfling.
Wachsendes Team
Auch die Nachwuchsarbeit spielt eine wichtige Rolle. „Wir freuen uns immer, wenn junge Kolleginnen und Kollegen zu uns kommen und nehmen uns gerne die nötige Zeit für sie“, so die Teamleiterin. Über die letzten Jahre konnte das Team so stetig vergrößert werden. Viele, die hier ihr Praktikum absolvieren, entscheiden sich später bewusst für die Arbeit in der Psychiatrie. „Es macht uns stolz zu sehen, dass wir auch von außerhalb als tolles Team wahrgenommen werden“, sind sich Rützler und Lässer-Wölfling einig.
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