Auszeichnung Kategorie Pflegeheim
Mit Fröhlichkeit durch den Pflegealltag
VN/Beate Rhomberg • 12. Mai 2025
„Schon als Kind habe ich meiner Oma die Haare eingedreht oder bin viel beim Opa gesessen“, erzählt Birgit Neyer auf die Frage, wie sie als junge Frau den Entschluss faste, einen Pflegeberuf zu erlernen.
Der Wunsch war früh da – wurde aber zunächst ausgebremst. Ihre Mutter hatte andere Pläne, wollte sie lieber in einer höheren Schule sehen. „Sie meinte es nie böse. Es war einfach ihr Traum, Marienberg zu besuchen.“ Nach einem Schicksalsschlag brach Birgit die Schule aber ab, begann einen Ferialjob als Stockmädchen im Altersheim – und fand dort ihre Bestimmung. „Ein Job im Büro kam für mich nie in Frage“, erzählt die quirlige Wolfurterin.
Seit 24 Jahren ist sie nun im SeneCura Pflegeheim Herrenried in Hohenems und für viele Kolleginnen und Kollegen ein echtes Vorbild. In der Langzeitpflege sieht sich Birgit Neyer genau im richtigen Beruf. „Man baut Vertrauen auf, kennt die Eigenheiten der Menschen – und begleitet sie auf ihrem letzten Weg.“ Wofür sie von vielen bewundert wird, ist ihr Umgang mit schwierigen Bewohnerinnen und Bewohnern. „Ich sehe das als Herausforderung und gehe dann erst recht auf diese Leute zu“, sagt die 52-Jährige mit einem Lachen. Ihre tiefe, laute Stimme würde ihr dabei helfen, Menschen zu mobilisieren, die sonst gerne einfach liegen bleiben. „Irgendwie vertrauen mir die Bewohner einfach“, sagt sie.
Die singende Schwester
Im Haus ist Birgit bekannt für ihre Fröhlichkeit. „Ich brauche morgens zwei Kaffee und meine Musik im Auto, dann kann’s samt Ohrwurm losgehen“ lacht sie. „Manche sagen: ‚Da kommt wieder die singende Schwester.‘“ Gute Laune gehört für sie dazu. „Ich bin einfach so. Ich habe immer schon gerne gelacht und eine gewisse Dankbarkeit im Leben verspürt. Und wenn’s mal nicht läuft, kann ich mich auf mein Team verlassen.“ Besonders berührend war für sie ein Abschied: „Eine Frau lag im Sterben und ich habe sie noch einmal gedrückt und gefragt ob sie gut liegt und alles passt. Ich merkte sie wollte etwas sagen, konnte es aber nicht. Also saß ich bei ihr und gab ihr die Zeit, die sie brauchte bis sie schließlich mit viel Anstrengung ein „Danke für alles“ über die Lippen brachte und mich eindringlich ansah. Ein paar Stunden später war sie nicht mehr. Das hat mich sehr berührt“, erinnert sich Birgit.
Ihre Kraft schöpft sie beim Waldbaden, beim Radfahren oder mit der Familie. Und wenn sie doch mal was drückt, dann wirft sie einen Stein in den Bach. „Man muss loslassen, was einen belastet und sich dann wieder bewusst werden, wie gut es einem geht“, sagt sie und lacht auch schon wieder dabei.