Auszeichnung Kategorie Mobiler Hilfsdienst und Hauskrankenpflege
„Das Herz wird nie dement“
VN/Beate Rhomberg • 12. Mai 2025
Dass der Weg in die Pflege manchmal ein Umweg sein kann, zeigt das Leben von Beate Zortea. Bereits mit 17 Jahren wusste sie, dass sie in die Pflege gehört – ausgelöst durch einen tragischen Unfall ihres Bruders, den sie wochenlang im Krankenhaus in Innsbruck begleitete und pflegte.
Doch zunächst kamen das Leben und die Kinder dazwischen: vier an der Zahl. Erst mit 37 Jahren, zwei Jahrzehnte nach diesem prägenden Erlebnis, zog sie zum ersten Mal das gestreifte Kleid im Altersheim Bregenz an – und wusste sofort: „Das ist meins.“
Sie absolvierte die Ausbildung beim Mobilen Hilfsdienst, lernte das Gitarrespielen, um mit den Menschen alte Lieder singen zu können, legte noch die Ausbildung zur Pflegeassistentin obendrauf und landete nach Jahren im Pflegeheim schließlich beim Krankenpflegeverein Bregenz, denn bei den Menschen zu Hause sieht sie die Zukunft der Pflege. „Ich bin eigentlich nicht geduldig, aber es in den Pflegeberuf zu schaffen, habe ich trotz der langen Zeit durchgezogen“, erzählt Beate, als sie auf ihr Leben zurückblickt. In ihren Augen funkelt zurecht ein kleines bisschen Stolz mit.
Zugang zu Menschen mit Demenz
Was Beate Zortea besonders auszeichnet, ist ihr Zugang zu Menschen mit Demenz. Es sind keine Berührungsängste, sondern große Offenheit und echtes Interesse, die sie prägen. „Ich besuche diese Personen in ihrer Welt. Nicht umgekehrt. Wir müssen aufhören zu denken, dass Menschen mit Demenz in unsere Gesellschaft passen müssen und sie stattdessen so nehmen, wie sie sind“, erklärt die Bregenzerin und ist sich sicher, dass wir mit an Demenz erkrankten Menschen kein Mitleid haben müssen. „Diese Leute sind so sehr bei sich. Sie leben fernab von Zeit, Hektik und digitalem Alltag“, sieht sie die positiven Seiten der Erkrankung. Das Interesse an der Demenz führte auch zur Ausbildung als Validationsanwenderin – eine Kommunikationsmethode, die speziell auf Menschen mit Demenz zugeschnitten ist. „Das Herz wird nie dement“, ist sich die sympathische 58-Jährige sicher. Wenn sie durch das Singen alter Lieder oder durch die Kommunikation mit ihren Handpuppen ein Grinsen von ihren Patienten bekommt und sieht, dass sie sich bestätigt und gehalten fühlen, dann ist das für sie das größte Geschenk.
Besucherin statt Pflegerin
Was ihr in ihrer Arbeit besonders wichtig ist? „Dass ich mir immer Zeit für ein Gespräch nehme“, ist für Beate klar. Besonderen Wert legt sie darauf, dass sie nicht nur Pflegerin ist, sondern auch Besucherin. „Natürlich erledige ich meine Aufgaben – aber der Mensch, den ich betreue, steht für mich immer an erster Stelle“, erzählt sie. Für die Zukunft wünscht sie sich, dass viele Junge mit dem gleichen Herzblut nachkommen: „Damit ich, wenn ich mal selbst im Heim bin, auch so ein Stück Menschlichkeit erfahren darf.“